Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Regionalpanel: Migration und Zusammenhalt

Ziel des Teilprojektes ist die systematische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen (internationalen, nationalen und binnenstädtischen) Migrationsprozessen und sozialem Zusammenhalt in lokalen Gesellschaften. Es ist ein zentrales Teilprojekt des FGZ-Halle, weil es regionale Unterschiede des Niveaus sozialen Zusammenhalts misst und analysiert. Es leistet damit auch einen wesentlichen Beitrag zur Analyse räumlicher Ungleichheiten im Rahmen des Cluster 2 des FGZ, weil es zentrale Spannungslinien nicht nur zwischen Ost- und Westdeutschland, sondern auch nach dem Grad der Peripherisierung untersucht.

Das zentrale Erhebungsinstrument des Teilprojektes ist ein quantitatives Regionalpanel, das in enger Kooperation mit zwölf Kommunen mit einer Befragung im Mixed-Method-Design Prozesse des Zusammenhangs von sozialen Räumen und Zusammenhalt untersucht. Es wird mit hohen Fallzahlen gearbeitet, um auch Differenzierungen auf der Stadtteilebene genau rekonstruieren zu können. Beim Regionalpanel handelt es sich um ein Kooperationsprojekt mit den FGZ Standorten Bielefeld, Göttingen und Hannover, wobei der Standort Halle die Erhebungen koordiniert. Das Teilprojekt HAL_F_01 führt dabei die Erhebungen in den ostdeutschen Kommunen durch.

Methodisch wird beim Regionalpanel ein Mixed-Method Design in Form einer Kombination aus Internetbefragung und postalischer Befragung gewählt.

Im Teilprojekt werden auch Experteninterviews zur kommunalen Praxis der Erstattung der „Kosten der Unterkunft“ (KdU) in den Untersuchungskommunen des Regionalpanels geführt.

Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

In gegenwärtigen Gesellschaften besteht Gesellschaft aus einem Mehrebenensystem, das sozialräumlich sowohl eine Weltgesellschaft, nationale Gesellschaften als auch lokale Gesellschaften umfasst. Letztere stehen im Mittelpunkt des Interesses dieses Projektes, da auf dieser Ebene ein Großteil der Interaktionszusammenhänge sozialen Kapitals und des Zusammenwirkens von intermediären Organisationen konstituiert und reproduziert werden. Diese Mikrodynamiken des Zusammenwirkens werden wesentlich durch makrostrukturelle Positionierungen in weltgesellschaftlichen Migrationssystemen mitbestimmt.

Es erscheint deshalb aus unserer Sicht zielführend, die kausalen und selektiven Effekte von Migration auf Gefühle relativer Deprivation, die als wesentliche Gründe der Schwächung von sozialem Zusammenhalt beziehungsweise der Entwicklung destruktiver Formen des Zusammenhalts angesehen werden können, genauer zu untersuchen. Zu prüfen ist etwa, ob die in Ostdeutschland (ähnlich wie in EU-Beitrittsländern) steigenden Gefühle relativer Deprivation auch durch Positionslagen in Migrationssystemen erklärt werden können, wo Lücken im sozialen Netz durch Abwanderung gerissen wurden, symbolische Kränkungen durch Leerstand erfahren wurden und auch Kontrollverlustängste durch heterogenen Zuzug aufbrachen. Es ist eine für den gesellschaftlichen Zusammenhalt entscheidende Frage, wie in Ländern mit zunehmender regionaler Differenzierung Prozesse der relativen Deprivation bei Bleibenden (zum Beispiel in urbanen Randlagen, Großwohnsiedlungen und ländlichen Räumen) beherrschbar werden können. Von besonderem Interesse werden dabei auch lokale Wohnungspolitiken sein, die von der Bundes- und Landespolitik mitbeeinflusst werden.

Das Projekt zielt dabei auf eine möglichst genaue Rekonstruktion der Zusammenhänge von Migration und Zusammenhalt, auch um effektive Gegenkräfte der Kompensation oder der Erzeugung von Zusammenhalt bei Migrationsprozessen mit zu erfassen. Mit diesem Grundlagenwissen können mittelfristig Konzepte zur Bearbeitung von Problemen des Zusammenhalts in räumlich mobilen Gesellschaften entwickelt werden.

Team

Projektverantwortlicher: Reinhold Sackmann

Projektmitarbeiter:in: Jakob Hartl, Ina Mayer

Assoziierte Mitarbeiter: Tomasz Masłyk, Tomasz Piróg

Laufzeit

06/2020–05/2024

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