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C_06: Verteilung und Perzeption von Umweltbelastungen und Naturressourcen und Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Urbanisierung und demographischer Wandel stellen Stadt- und  Regionalplanungen vor große Herausforderungen. Extremereignisse wie Hitzewellen oder Hochwasser gehen mit Todesfällen bzw. erhöhten Sterberaten, überdurchschnittlich häufiger auftretenden  körperlichen und seelischen Krankheiten einher. Sozial schwächer gestellte Gruppen sind häufig stärkeren Umweltbelastungen wie Lärm und schlechtere Luftqualität ausgesetzt und haben eine schlechtere Versorgung mit öffentlichen Grünflächen in ihren Quartieren (Bolte et al. 2023). Aus dem Sozialstaatsprinzip kann unter anderem abgeleitet werden, dass besonders diejenigen, die stärker von Klimawandelfolgen betroffen sind und sich am wenigsten eigenmächtig absichern können, von übergeordneten Institutionen geschützt und unterstützt werden sollten. Dass dies noch nicht ausreichend  gelingt und soziale wie umweltbezogene Ungleichheit in einer wechselseitigen Einflussdynamik miteinander verflochten sind, konnte am Beispiel von Luftverschmutzung gezeigt werden (Best & Rüttenauer 2021). Damit Ziele wie z.B. eine grünere Umgebung mit förderlichen Naturressourcen und bedarfsorientierter Infrastruktur, mehr Nachhaltigkeit und ressourcenschonenden und klimaneutralen  Produktionsprozessen erreicht werden können, müssen alle Akteure neben den notwendigen Informationen und Mitteln auch die Motivation und ein gemeinsames Interesse daran haben, sich im Rahmen der von räumlichen Planungsvorgängen durch zugängliche Partizipationsprozesse einzubringen.

Zudem bieten Naturressourcen eine Fläche, auf der gesellschaftlicher Zusammenhalt gedeihen kann.  Biodiverse Wälder, Naherholungsgebiete sowie urbane Parks und Grünanlagen wirken sich vorteilhaft auf das Wohlbefinden und Gesundheit aus (Claßen und Bunz 2018, Maas et al. 2009, Alcock et  al. 2014, Kabisch et al. 2022). Die Nutzung von Naturressourcen übt einen von Wohlbefinden und Gesundheit unabhängigen Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt aus, indem sie Kontaktopportunitäten schafft und zur Verstetigung von Sozialbeziehungen beiträgt (Keniger et al. 2013, Weinstein et al.  2015, Enssle und Kabisch 2021). Ein hoher wahrgenommener ästhetischer Wert von Ökosystemen  kann die Bereitschaft zu Maßnahmen für den Naturschutz erhöhen (Tribot et al. 2018). Gerade naturbelassene Landschaften werden insbesondere wegen ihrer Bedeutung für die Artenvielfalt geschätzt  (Botzat et al. 2016). Hinsichtlich biotopspezifischer Determinanten der ästhetischen Wertzuschreibung sowie ihrer soziokulturellen Variation gibt es noch Forschungsbedarf (Hoyle et al. 2019; Dronova 2019). Vor dem Hintergrund der politischen Agenda einer umfassenden ökologischen Modernisierung und der Debatte um Umweltgerechtigkeit soll in diesem interdisziplinären Projekt untersucht  werden, welche Bedeutung regional ungleiche Verteilung von Umweltbelastungen und Naturressourcen für die Wahrnehmung der eigenen Lebenszufriedenheit, der Gesundheit und den Zusammenhalt  hat. Es soll überprüft werden, wie regionale Opportunitätsstrukturen die Nutzung von Naturressourcen ökologische Kontexteffekte moderieren. Beispielsweise soll geklärt werden, ob ausreichende Mobilitätsinfrastrukturen für den Zugang vorhanden sind, damit Naturressourcen ihre positive Wirkung auf Wohlbefinden und Zusammenhalt entfalten können.

Team

Projektverantwortliche:

  • Prof. Dr. Oliver Arránz Becker (Institut für Soziologie MLU Halle)
  • Prof. Dr. Nadja Kabisch    (Institut für Physische Geographie und Landschaftsökologie Leibniz Universität Hannover)

Laufzeit

Juni 2025 bis Mai 2029

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