C_09: Regionalpanel
Das Arbeitspaket setzt das Regionalpanel (RP), das die regionalen Ausprägungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts misst, in den zwölf Untersuchungsorten der ersten Förderphase fort. Die wiederholte Messung Gesellschaftlichen Zusammenhalts erlaubt unter Einbeziehung regionalisierter Kontextdaten Kausalanalysen im Mehrebenendesign.
Das Arbeitspaket dient, durch Bereitstellung der Dateninfrastruktur, als Knotenpunkt für eine Vielzahl weiterer Arbeitspakete, verfolgt aber auch seine eigenen Fragestellungen und beobachtet Veränderungen des Gesellschaftlichen Zusammenhalts vor Ort. Gesellschaftlicher Zusammenhalt wird hierbei als Komposit aus Identifikation, Vertrauen und kollektiver Wirksamkeit (Sackmann, Rees, Hartl 2024; Schiefer & van der Noll 2017; Chan, To, Chan 2006; Sampson, Raudenbush, Earls 1997) operationalisiert und gemessen. Die erste, bereits ausgewertete Welle des Regionalpanels erlaubte eine vorläufige Identifikation von Raummustern des Gesellschaftlichen Zusammenhalts (Sackmann & Mayer 2024). Die Wiederholungsmessung und laufende Verbesserung des Instruments stellt hiermit einen Beitrag zur methodischen Grundlagenforschung und zur FGZ-Dateninfrastruktur dar.
Zweitens wird gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht als gesellschaftliches Globalphänomen verstanden, sondern in seiner spezifischen Ortsgebundenheit. Dabei werden die Räume des Erstellens, Erlebens, oder auch Ertragens des gesellschaftlichen Zusammenhalts mit Harvey (2006) als relational verstanden und ihre Eigenlogiken (Löw 2008) berücksichtigt. Dazu werden die Individualdaten des Regionalpanels um Kontextdaten ergänzt, die sowohl die Idiosynkrasien der Erhebungsorte wie auch ihre quantifizierbaren Unterschiedlichkeiten in den Blick nehmen.
Zum dritten untersucht das Arbeitspaket die zeitliche Veränderung des von den Akteur:innen erlebten gesellschaftlichen Zusammenhalts in Regionen und Institutionen. Zum Ende der zweiten Förderphase wird angesichts zweier Erhebungen in Phase 1 (2021 und 2023) und Erhebungen in den Jahren 2025 und 2028 ein Paneldatensatz mit vier Zeitpunkten vorliegen, der einen Beobachtungszeitraum von acht Jahren überspannt. In gleicher Weise werden auch die Kontexte des Panels im Längsschnitt beforscht und in Korrespondenz mit den Individualdaten gebracht, um die Interdependenzen zwischen Veränderungen der lokalen Verhältnisse und jenen im Antwortverhalten der Befragten zu untersuchen.
Das Regionalpanel stellt also eine Dateninfrastruktur für vielfältige Forschungsvorhaben dar und zugleich ein Methodenlabor, um die Messung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in lokalen Gesellschaften grundlegend und in Reaktion auf Ereignisse und Interventionen vor Ort zu erforschen. Ein wesentliches Charakteristikum des Regionalpanels liegt drittens in seiner inhärenten Transferorientierung. Die beteiligten kommunalen Verwaltungen der Untersuchungsstandorte, die sich teils mit eigenen Fragen, z.B. zu Bürgerservices oder Digitalisierung in die Studie eingebracht haben, konnten schon während der ersten Förderphase direkt von ihrer Teilnahme am Regionalpanel Erkenntnisse für das Verwaltungshandeln gewinnen und in politische Handlungsempfehlungen umsetzen. Transfervorhaben in Form von Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen, Publikationen, oder kommentierten Tabellenbänden sollen in der Förderphase 2024-2029 intensiviert werden. Dies entspricht dem gesellschaftlichen Auftrag des FGZs, fördert die Sichtbarkeit des Regionalpanels – hinsichtlich des wahrgenommenen Mehrwerts – in den untersuchten Kommunen und erhöht die Teilnahmebereitschaft an der Befragung.
Team
Projektverantwortliche: : Prof. Dr. Oliver Arránz Becker, Dr. Jakob Hartl
Studentische Hilfskräfte: Elena Sanzone, Finn Moog, Sven Dirschauer, Sarah Einzel
Laufzeit
Juni 2024 bis Mai 2029