Erstellung, Erprobung und interregionaler Abgleich eines regionalen Sozialitätsindex
Ziel ist es, in Gestalt eines Sozialitätsindex eine Messgröße zur kreisbezogenen Abfrage sozialkultureller Faktoren zu entwickeln und praktisch zu erproben. Dieses Instrument soll einen empirischen Zugang zu Einstellungen öffnen, die im regionalen Kontext existieren und die individuelle Wahrnehmung dieser Lebensumfelder sowie die Bewertung der dort gegebenen Lebens- und Arbeitsbedingungen widerspiegeln. Auf diese Weise können die in der Raumforschung und Raumpolitik bereits angewandten Modelle zur Klassifikation bzw. Typisierung regionaler Gebietseinheiten in ländlichen wie städtischen Räumen sinnvoll dahingehend ergänzt werden, dass außer den schon existierenden sozialstrukturellen und soziodemografischen Indikatoren künftig auch sozialkulturelle bzw. sozialräumliche Indikatoren verfügbar sind, die über die subjektive Wahrnehmung regional diversifizierter Lebensqualität sowie die dort vorhandenen Ausprägungen politischer Kultur und Sozialkultur Aufschluss geben. Das Teilprojekt HAL_F_03 war maßgeblich an der Konzipierung des Arbeitspaktes „Institutionelle Strukturen und öffentliche Güter“ des Cluster 2 des FGZ beteiligt und wird hierfür wichtige Erträge liefern. Es ergänzt die regionalen Analysen, die im Fokus der Grundlagenforschung des FGZ Halle stehen, durch die Entwicklung des neuen Analyseinstruments Sozialitätsindex.
Geplant ist eine computergestützte Telefonumfrage (CATI) in ausgewählten Stadt- und Landkreisen (Auswahlkriterien: Ost/West sowie strukturschwache/ stabile Regionen), repräsentativ für die jeweilige Kreisbevölkerung. Zusätzlich zu Einstellungsvariablen werden ausgewählte soziodemografische Merkmale der Befragten erhoben.
Meilensteine für das vierjährige Teilprojekt stellen die Ergebnispräsentation der Erhebung Mitte 2022 und der Makroanalyse Ende 2023 sowie der Abschlussbericht im Sommer 2024 dar.
Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
Für gesellschaftlichen Zusammenhalt auf normativer beziehungsweise sozialmoralischer Ebene ist bedeutsam, wie aus individueller beziehungsweise gruppenbezogener Perspektive die Gewährleistung oder Untererfüllung öffentlicher Güter wie Sicherheit, Gerechtigkeit, Vertrauen und Auskömmlichkeit wahrgenommen und bewertet wird. Entsprechende Variablen werden daher in den Fragenkatalog des Sozialitätsindex aufgenommen.
Für gesellschaftlichen Zusammenhalt auf handlungspraktischer Ebene sind empirisch belastbare Kenntnisse darüber bedeutsam, welche Defizite und Potentiale sozialen Zusammenwirkens und sozial innovativen bürgerschaftlichen Engagements in regionalen Lebensumfeldern existieren sowie sich in der Zeit entwickeln. Gerade für ländliche Regionen und insbesondere solche, die von Alterung, Abwanderung und Ausdünnung ihrer Infrastruktur betroffen sind, bedarf es valider Einstellungsdaten, um belastbare Strategien und Programme zur Festigung sozialkultureller Ressourcen zu entwickeln und praktisch umzusetzen. Entsprechend werden Variablen, welche die Dichte und Bewertung interpersonaler Kontakte, Selbstwirksamkeit, emotionale Ortsbezogenheit, empfundene Zurücksetzung und Arbeitsplatz(un)sicherheit, die Wahrnehmung der Umfeldgüte oder -schwäche (wachsende / stagnierende / schrumpfende Demografie und Wirtschaftskraft) sowie persönliche Entwicklungsguthaben (Developmental Assets) messen, in den Fragenkatalog des Sozialitätsindex aufgenommen.
Demgemäß verfolgt das Teilprojekt einen empirisch-analytischen Untersuchungsansatz, in dem gesellschaftlicher Zusammenhalt als abhängige Variable definiert und kontextuell erklärt wird. Inhaltlich lässt sich das Teilprojekt den im Gesamtantrag formulierten Forschungsfragen 6 bis 9 zuordnen. Zur Heuristik des Forschungsverbundes FGZ hat das Teilprojekt einen mehrfachen Bezug: Es greift Konfigurationen sozialer Beziehungen und Praktiken sozialen Handelns auf, die gesellschaftlichen Zusammenhalt generieren. Es inkludiert zum anderen die affektive Dimension, so zum Beispiel raumbezogene Identifikation und Dimensionen generellen und interpersonalen Vertrauens. Und es bezieht drittens auch sozioökonomische Faktoren (hier des näheren Lebensumfelds) mit ein.
Team
Projektverantwortlicher: Everhard Holtmann
Projektmitarbeiter*innen: Isabel Müller, Tobias Jaeck, Mandy Stobbe, Christin Schoenstedt
Laufzeit
06/2020–05/2024