Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Gesellschaftlicher Zusammenhalt und gute Arbeit

In dem Teilprojekt sollen die subjektiven Erfahrungen von Arbeit unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung von Selbstwirksamkeitserfahrungen in Bezug auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt untersucht werden. Die subjektiven Erfahrungen werden dabei in Relation zu den sozialstrukturellen Faktoren gedeutet, welche anhand tatsächlicher ökonomischer Effekte auf der Basis einer regional differenzierten Kategorisierung von guten und schlechten Betrieben ermittelt werden. Das zentrale Analysetool bildet die auf Basis qualitativer Feldforschung ermittelten und formulierten Tiefengeschichten (Hochschild 2017).

Die leitende Forschungsfrage lautet: In welcher Form haben gute und schlechte Arbeit, in Relation zu tatsächlichen ökonomischen Effekten (unterschieden nach Lohn- und Betriebsmobilität) einen Effekt auf die Qualität des sozialen Zusammenhalts?

Innerhalb des FGZ Halle rekonstruiert das Teilprojekt durch verstehendes Erklären die in Teilprojekt HAL_F_02 mit quantitativen Daten dargelegten regionalen Lohn- und Betriebsstrukturen in qualitativer Hinsicht, insofern die Bedeutung derartiger Arbeitswelten für den sozialen Zusammenhalt nachvollzogen wird. Es leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Forschungsfeld Arbeits- und Lebenswelten    des Clusters 2 (Strukturen, Räume und Milieus des Zusammenhalts)    im FGZ. Ziel des Clusters ist die empirische Untersuchung von konkreten Praktiken des Zusammenhalts in unterschiedlichen sozialen, institutionellen und lokalen Kontexten.

Ein zentrales Erhebungsinstrument des Teilprojektes stellt die beobachtende Teilnahme und intensive Begleitung von 8 Akteur*innenInnen in ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld für eine Dauer von jeweils einem Monat (8 Monate Feldforschung) dar (Hochschild 2017).

Wichtige Konferenzen sind die Konferenz „Narrationen,  Intensivfallstudien, Tiefengeschichten“ im Jahr 2021 und die Konferenz  „Arbeit und Zusammenhalt“ im Jahr 2023.

Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist ohne eine Analyse von Arbeit und Arbeitsbedingungen nicht zu verstehen (Dayton-Johnson 2001). Unter Arbeit wird nicht nur Erwerbsarbeit gefasst, sondern auch Care Work, Hausarbeit oder ehrenamtliches Engagement. In diesem Projekt liegt der Fokus auf der Erwerbsarbeit. Besonders Erwerbsarbeit kann sozialen Zusammenhalt stiften und ist zentraler Mechanismus gesellschaftlicher Integration. Arbeit entscheidet maßgeblich über Selbstwirksamkeitserfahrungen, soziale Beziehungen, Lebensläufe, Status und Anerkennung. Diese Effekte von Arbeit sind sowohl für gesellschaftlichen Zusammenhalt als auch für das Gegenteil, Prozesse der Polarisierung, Vereinzelung und Erosion von Zusammenhalt, prägend. Es ist davon auszugehen, dass gute Arbeit positive Formen des Zusammenhalts stiftet, schlechte Arbeit diese verhindert (Jenson 2010; Janczyk 2016; Schiefer / van der Noll 2017).

Arbeit und Arbeitsverhältnisse haben zwei wesentliche Dimensionen, deren Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu erforschen ist: Erstens kann die objektive / materielle Dimension von Arbeit wie die sozialstrukturellen Bedingungen, die ökonomischen Effekte (Lohnhöhe) oder die Organisation von Betrieben und Arbeitsprozessen differenziert werden. Zweitens gibt es immer eine subjektive / immaterielle Dimension von Arbeit wie individuelle Erfahrungen, Werte, Emotionen, Ziele, Wahrnehmungen und die hier im Zentrum stehenden Selbstwirksamkeitserwartungen (Rosa 2016). Die subjektiven Erfahrungen werden in dem Projekt in Relation zu den soziostrukturellen Faktoren gedeutet. Arbeit ist zudem regional verortet (Liebig et al. 2014). Regionale Faktoren haben einen spezifischen Einfluss auf Arbeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es ist daher eine offene Forschungsfrage, inwiefern „gute“ und „schlechte“ Arbeit – in Abhängigkeit zu den tatsächlichen ökonomischen Effekten (Lohnungleichheit von Betrieben und Betriebsmobilität) – einen positiven oder negativen Effekt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben.

Es ist vorgesehen, die in diesem Projekt erarbeiteten Erkenntnisse durch eine deutsch-US-amerikanische Vergleichsstudie weiter zu vertiefen.

Team

Projektverantwortliche: Konstanze Senge

(LS Wirtschafts- und Organisationssoziologie)

Projektmitarbeiter: Christian Helge Peters

Wissenschaftliche Hilfskraft: Florian Scheibner

Laufzeit

12/2018–05/2024

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