Martin Luther University Halle-Wittenberg

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Wandel im individuellen Engagement sowie neue und innovative Organisations(re)formen (assoziiertes Projekt)

Fördermittelgeber:in: Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE)

In demokratischen Gesellschaften ist Engagement, so die Fachdebatte, hoch bedeutsam, kann fortlaufend deren sozialmoralische Grundlagen erzeugen und erneuern, die politische Legitimation des demokratischen Institutionensystems sichern und zur gesellschaftlichen Integration und zum Zusammenhalt beitragen (Backhaus-Maul 2024).

Engagement ist ein integraler Bestandteil sozialen Wandels, sei es als dessen „Treiber“, Gegenstand oder Ergebnis. Es wird nach wie vor zumeist dauerhaft und verbindlich in relativ formalisierten Kontexten erbracht; gleichzeitig zeichnet sich seit Jahrzehnten ein stärker werdender Trend in Richtung Individualisierung, Spontanität, Kurzfristigkeit und Selbstorganisation im Engagement ab (Speck et al. 2024, Simonson et al. 2022).

Wie alles Gesellschaftliche ist Engagement aber nicht nur positiv zu bewerten, sondern zeigt sich als ambivalent. Es kann milieuübergreifend integrativ wirken („bridging“), es kann aber auch die soziale Schließung in Gruppen, Schichten und Klassen verstärken („bonding“) und möglichweise Spannungen und Polarisierungen in einer Gesellschaft vorantreiben (Putnam 2000).

Angesichts von politischen, ökonomischen und ökologischen Krisen sowie entsprechenden Transformationsprozessen gerät das organisierte Engagement in seinen vielfältigen Formen unter Veränderungsdruck.

Das praxis- und transferorientierte Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie sich der Wandel im individuellen Engagement auf Prozesse und Strukturen der Organisation des Engagements unter grundlegend veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auswirkt (grundlegend Kühl 2020).

Konkret wird untersucht

1. wie sich der Wandel im individuellen Engagement auf unterschiedliche Organisation(en) des Engagements auswirkt, dabei wird unterschieden zwischen

  • traditionsreichen etablierten und neuentstandenen sowie
  • formalisierten und gering formalisierten Formen des Engagements;

2. über welche Vorstellungen, Konzepte und Strategien Praxisexpert*innen zur Bewältigung des Wandels, insbesondere zur Gewinnung und Bindung von Engagierten verfügen, unter Berücksichtigung der

  • Herausbildung von neuen Milieus, Alters- und Personengruppen sowie
  • veränderten politischen, ökonomischen und ökologischen Bedingungen;

3. welche neuen u. innovativen Organisations(re)formen im Engagement entwickelt werden,

insbesondere

  • zur Herausbildung neuartiger selbstorganisierter Handlungsprozesse
  • zum prozessualen und strukturellen Umgang von bestehenden und traditionsreichen Organisationen mit diesem Wandel.

Das Forschungsprojekt soll die Spannbreite des Engagements von informellen bis hin zu hierarchisch-verbandlichen Organisationsformen (Kühl 2020) sowie die unterschiedlichen Altersgruppen und Milieus Engagierter in noch auszuwählenden Handlungsfeldern des organisierten Engagements erfassen, wie Bildung, Freizeit, Kultur, politische Interessenvertretung sowie Unfall, Rettung und Freiwillige Feuerwehr.

Die Datenerhebung erfolgt mittels einer quantitativen Online-Befragung sowie leitfadenbasierter qualitativer Expert:inneninterviews und Gruppendiskussionen. Anhand der Kriterien „ländlich-geprägt“ und „wirtschaftlich relativ strukturschwach“ werden je eine Untersuchungsregion in West- und in Ostdeutschland ausgewählt (BMWK 2024, Höferl/Jelinek 2007, Koschatzky/Kroll 2019). Die Erhebung und die Auswertung der empirischen Befunde sowie die sich daraus möglicherweise ergebenen Handlungsfolgen werden mit den Praxispartner:innen (Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e. V. und Stiftung Aktive Bürgerschaft, beide: Berlin) intensiv und ergebnisorientiert diskutiert.

Team

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ):

  • Fenja Aey (studentische Hilfskraft)

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

  • Keanu Kawald (studentische Hilfskraft)

Kooperationspartner

  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e. V. (Berlin)
  • Stiftung Aktive Bürgerschaft (Berlin)

Laufzeit

01.01.2025 – 31.12.2026

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