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Kleinst-Unternehmer*innen im Kontext institutioneller Regeln und lokaler Verwaltungspraktiken

Das Teilprojekt erkundet in einer qualitativen, regional (Ost / West) vergleichenden Untersuchung am Beispiel von Kleinst-Unternehmer*innen erstens, welche Wirkungen institutionelle (z.B. sozial-, steuer- und berufsrechtliche) Regelungen und ihre Umsetzung durch lokale Träger der öffentlichen Verwaltung auf die Vorstellungen und Erfahrungen von gesellschaftlichem Zusammenhalt haben. Es interessiert sich insbesondere dafür, welche spezifischen institutionellen Regelungen und Praktiken mit welchen Erfahrungen von Reziprozität und Umverteilung und welchen Vorstellungen von Verantwortung, „deservingness" und Solidarität einhergehen. Der angestrebte Regionalvergleich geht davon aus, dass rechtliche Regelungen durch die lokalen Träger der öffentlichen Verwaltung interpretiert und ausgestaltet werden, womit letztere für Kleinst-Unternehmer*innen mit ihrer starken regionalen Gebundenheit von besonderer Bedeutung sind. Zweitens untersucht das Projekt, inwiefern spezifische Vorstellungen und Erfahrungen von gesellschaftlichem Zusammenhalt die Bereitschaft sowie die Art und Weise beeinflussen, selbst etwas zu einem Gemeinwesen beizutragen (z.B. als Steuerzahler*in, durch soziales Engagement).

Die lokalen Verwaltungspraktiken sowie die Erfahrungen der Kleinst-Unternehmer*innen werden in zwei Städten (Halle und Hannover) untersucht, die zugleich Teil des quantitativen Regionalpanels (HAL_F_01) sind. Dafür werden in beiden Städten qualitative Interviews mit Vertreter*innen der lokalen Verwaltungen (z. B. der Stadtverwaltung, der Kammern und der Kranken- und Rentenversicherungen) und zum anderen mit Kleinst-Unternehmer*innen (mit bis zu neun Beschäftigten) durchgeführt.

Bedeutende Meilensteine des dreijährigen Teilprojektes sind im Sommer 2022 der Abschluss der Erhebungsphase in beiden Untersuchungsregionen, die Durchführung einer internationalen Fachtagung zur Diskussion der Ergebnisse im Sommer 2023 und eine darauf aufbauende fachöffentliche Publikation sowie ein Feedback an die Praxispartner im Herbst 2023.

Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

In Anlehnung an die gemeinsame Heuristik des FGZ wird unter gesellschaftlichem Zusammenhalt die positive Einstellung der Mitglieder einer Gesellschaft zueinander und zu ihrem Gesamtkontext verstanden. Es soll erkundet werden, inwiefern diese Einstellungen und Haltungen (jenseits ihrer Intensität) sinnvoll in partikularistisch-ausgrenzende und offen-inkludierende Formen unterschieden werden können. Dabei wird das Projekt am Beispiel von Kleinst-Unternehmer*innen insbesondere zwei Faktoren hinsichtlich ihrer Wirkung auf sozialen Zusammenhalt untersuchen. Mit dem institutionellen Kontext sozial-, steuer- und berufsrechtlicher Regelungen werden zum einen die formal unterschiedlichen Möglichkeiten und Modi der sozialen Absicherung (öffentliche vs. berufsstandbezogene vs. private Absicherung), mithin der (teils verpflichtenden, teils freiwilligen) Einbindung in unterschiedlich reziproke und umverteilende Netzwerke sowie berufsrechtlich unterschiedlich geschützte Arbeitsmärkte in den Blick genommen. Mit den lokalen Trägern der Öffentlichen Verwaltung wird zum anderen in den Blick genommen, wie ihre Repräsentant*innen vor Ort diese Regelungen kommunizieren, vermitteln und umsetzen, aber auch, welche Probleme und gegebenenfalls Verbesserungsmöglichkeiten sie sehen. Es soll untersucht werden, wie im Zusammenwirken beider Faktoren (institutionelle Regelungen einerseits, ihre Vermittlung und Umsetzung andererseits) die Vorstellungen und Erfahrungen von sozialem Zusammenhalt von Kleinst-Unternehmer*innen beeinflusst werden und ihre auf ein vorgestelltes Gemeinwesen bezogenen Praktiken prägen.

Team

Projektleitung und -durchführung: Peter Bischoff

Laufzeit

01/2021–12/2023

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